Im Zweifel Antisemit
Dieser Beitrag entsteht mit dem Wissen, als Verfasser dieser Zeilen als Antisemit abgestempelt zu werden. Ich wehre mich vorab gegen diesen Vorwurf und betone, dass ich gegen jede Form von Diskriminierung, Gewalt und kriegerischer Auseinandersetzungen bin.
Nun zum Thema.
Die Unruhen in Nahost halten weiter an. Trotz kurzzeitiger Waffenruhen bleibt das Problem, der eigentliche Konflikt, weiter bestehen. Nur scheint sich, global gesehen, niemand so recht der Sache annehmen zu wollen. Niemand möchte das Heft des Handelns in die Hand nehmen und sich die Mühe machen, den Ursprung des Konflikts zu ergründen und mit Berücksichtigung auf diesen, konstruktive Ideen zur Befriedung der Region zu entwickeln. Wenig hilfreich ist es, stets die Konfliktparteien plump in Gut und Böse zu klassifizieren. Leider ist auch keinem geholfen, zeigt man in turnusmäßigen Abständen mit dem Finger auf die jeweilige Seite und verurteilt deren Verhalten. Das Thema ist komplex und verlangt daher eine genauere Betrachtung.
Politik und Medien, eine Perspektive
Könnte man auf die Reaktionen der Politik und der Medien Wetten abschließen, würde es wohl keine sonderlich hohe Gewinnquote geben. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit kann man bezüglich dem Nahost-Konflikt, egal was zum jeweiligen Zeitpunkt passiert ist, vorhersagen wie die Reaktionen von Politik und Medien sein werden.
Seit Jahrzehnten wiederholt sich die Geschichte immer und immer wieder.
Da haben wir eine Militärmacht, deren regionale Überlegenheit dank einflussreicher Freunde (USA und Deutschland) untermauert wird – Israel. Ein Staat, der sich dank skrupelloser Siedlungspolitik immer mehr Land einverleibt, damit einen anderen Staat, Palästina, von der Außenwelt abschneidet und zum größten Freiluftgefängnis der Welt macht. Es ist ein ungleicher Kampf, nur scheint das nicht von großem Interesse zu sein. Politiker und Medien verurteilen die Angriffe der Palästinenser in einer anderen, in einer deutlicheren Form, als die der Israelis. Aber wer ist nun der Brandstifter in diesem Konflikt? Wobei, ist die Frage nicht eigentlich völlig überflüssig, da die Antwort auf der Hand liegt? Wenn man die Situation richtig bewerten möchte, muss man sie richtig verstehen. Man muss wissen, welche Rolle Israel einnimmt und welche die Palästinenser. Man muss wissen warum Israel aggressiv auftritt und warum die Palästinenser, bzw. eher die Hamas, aggressiv auftritt. Egal wer das Land zuerst besiedelt hat, wer wie auch immer im Recht ist, Fakt ist, hier herrscht ein großes Ungleichgewicht. Eine Seite leidet mehr als die andere. Eine Seite verzeichnet deutlich mehr Opfer als die andere. Aber die Reaktionen in der Öffentlichkeit spiegeln die Situation anders wieder…Da es einigen scheinbar nicht bewusst ist, ein palästinensisches Leben ist genau so viel wert wie ein israelisches.
Meine Kritik gilt nicht dem israelischen Volk oder jüdischen Menschen, sondern ausschließlich den politischen Entscheidungsträgern Israels und deren Verbündeten! Politiker und Medien hierzulande sind sehr schnell mit ihrer Kritik und deutlichen Worten wenn es um Putin und Trump geht. Der eine ist böse, der andere krank…und das sind noch die harmlosen Beschreibungen die man über die beiden liest. Nicht selten fallen deren Namen in einem Satz mit Hitler. Ist das dann eine Relativierung von Hitler? Wird dann doch mal öffentlich Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu kritisiert, wenn man das überhaupt so nennen kann, dann ist diese Kritik viel verhaltener. Warum ist das so? Warum wird so scheinheilig mit zweierlei Maß gemessen? Die eine Person wird wegen viel geringeren Verstößen verteufelt und die andere Person kann machen was sie will, es traut sich niemand etwas zu sagen. Scheinheilig!
Die Demos und deren Nachspiel
Wer Beispiele sucht die deutlich machen was typisch deutsch ist, der muss nur einen Blick auf die kaputte Diskussionskultur in Deutschland wagen. Während seit vielen Jahren, bis zum heutigen Tag, grausame Verbrechen am palästinensischen Volk begangen werden, sprechen deutsche Medien ausschließlich von „antisemitischen Hass-Demos“.
Um nicht dem Vorwurf der Relativierung zu erliegen…Die Kritik an antisemitischen Parolen auf solchen Veranstaltungen und auch allgemein, ist mehr als berechtigt! Kein Mensch mit gesundem Verstand kann solch ein Verhalten gut finden. Solch ein Verhalten ist in jedem Fall zu bestrafen, das steht außer Frage! Es ist auch wichtig, dass es Diskussionsrunden gibt, die sich diesem Thema annehmen, immer und immer wieder! Was jedoch nicht logisch zu erklären ist, ist die Tatsache, dass Antisemitismus viel mehr Aufmerksamkeit in der medialen Öffentlichkeit bekommt, als die Politik eines Landes, die etliche Menschenleben gekostet hat bzw. immer noch kostet und endloses Leid produziert.
Antisemitismus ist scharf zu verurteilen, NOCHMAL! Aber wieso wird ZU RECHT tagelang mit dem erhobenen Zeigefinger das abscheuliche Verhalten einiger Demonstranten durchgekaut, ohne im Anschluss tagelang in jeder Talk-Show die Siedlungspolitik Israels zu kritisieren? Wieso werden da so große Unterschiede gemacht? Ist eine verbale Beleidigung schlimmer als die Vertreibung eines Volkes oder gar Mord?
Wann wird endlich auch in der deutschen Politik und der deutschen Medienlandschaft ein palästinensisches Leben genau so viel wert sein, wie alle anderen?
1. Juni 2021
Politik