Wir sehen die Zukunft
Erinnert sich noch jemand an die Zeit vor der Pandemie? Seit fast zwei Jahren leben wir alle in einem Ausnahmezustand und die Wenigsten konnten sich im März 2020 ernsthaft vorstellen, dass dieser so lang anhalten wird. Haben wir mittlerweile das Gröbste überstanden oder stehen wir noch immer am Anfang einer neuen Zeit?
Die alte Normalität
Als Covid-19 noch nicht existierte und sowohl Delta, als auch Omikron, maximal aus dem griechischen Alphabet bekannt waren, war es das Normalste auf der Welt, dass man sich krank auf Arbeit schleppt. Der Gesundheitszustand einzelner Individuen war nicht von großer Bedeutung. Psychische Erkrankungen wurden mehrheitlich weniger ernst genommen. Wir lebten in einer chronisch kranken und gestressten Gesellschaft, in der es an Pflege- und Krankenhauspersonal mangelte. Solidarität war eher ein Fremdwort und spielte keine bedeutende Rolle im alltäglichen kapitalistischen Überlebenskampf. Grundrechte wurden ihrem Namen gerecht und waren unveräußerlich.
Das Corona-Zeitalter
Auch im Corona-Zeitalter spielt die Gesundheit eines Menschen eine eher untergeordnete Rolle. Daran hat sich im Kern nichts geändert. Zumindest fast nichts. Die Aufmerksamkeit gilt nun ausschließlich einer einzigen Erkrankung. Die psychische Gesundheit einer ganzen Gesellschaft leidet mehr denn je und scheinbar war diese Tatsache nie unwichtiger als heute. Wir haben mittlerweile gemerkt, dass es schon Nachteile haben kann wenn man jahrelang am Pflege- und Krankenhauspersonal spart. Einrichtungen arbeiten quasi von Natur aus am Limit, daher fallen 4.619 COVID-19-Patientinnen und Patienten (Stand: 20.12.2021 laut Divi-Intensivregister) stark ins Gewicht.
Auch was die Solidarität betrifft hat ein leichtes Umdenken stattgefunden. Sie dient nun als Deckmantel für Ausgrenzung und Stigmatisierung.
Grundrechte sind ab sofort variabel definierbar. Man muss ihnen nicht mehr, sondern kann ihnen eine gewisse Wichtigkeit zusprechen. Die Entscheidung ist natürlich stark von der Politik abhängig. Die Position der Grundrechte wurde von den Corona-Verordnungen eingenommen. Diese gilt es ausnahmslos und unhinterfragt umzusetzen.
Gibt es ein DANACH?
Ein pessimistischer, aber vielleicht doch realitätsnaher Blick in die Zukunft lässt vermuten, dass wir derzeit unsere eigene Zukunft erleben. Voraussetzung für ein „danach“ ist ein Ende der Pandemie, ein Ende der Maßnahmen. Für eine realistische Einschätzung, inwiefern ein Ende möglich ist, fehlt wohl momentan etwas die Fantasie.
Noch immer gibt es nicht wenige Leute die irrtümlicherweise davon ausgehen, mit einer kompletten Durchimpfung der Gesellschaft wäre dem ganzen Spuk ein Ende gesetzt. Die Diskussionen bzw. Forderungen einer Impflicht werden zwar immer lauter, jedoch zeichnet sich mehr und mehr ab, dass die angebotenen Impfstoffe maximal einen kurzfristigen Schutz bieten und Booster-Impfungen alle paar Monate notwendig sein werden. Hier dürfen wir nun alle Zeuge einer wahr gewordenen Verschwörungstheorie sein.
Niemand weiß, welche Varianten noch auftreten, ob sie gefährlicher oder harmloser werden.
Aber man bekommt den Eindruck, dass es nicht enden wird, dass es weiter Maßnahmen geben wird, dass wir keine alte Normalität mehr erleben werden.
Am 24.09.2020 äußerte Politikwissenschaftlerin Ulrike Guérot öffentlich ihre Befürchtung der Verstetigung von Ausnahmezuständen und ihre Angst, dass die Maßnahmen nie wieder zurückgeführt werden. Sie bat daher Karl Lauterbach, der ebenfalls Teilnehmer der Talk-Runde um Moderator Markus Lanz war, um ein Versprechen. Mit scheinbar hellseherischen Fähigkeiten ausgestattet, umging der heutige Gesundheitsminister ein Versprechen der zukünftigen Zurückführung der Maßnahmen. Das lässt reichlich Raum für Interpretationen.
Es werden weitere Varianten und Wellen folgen, das sollte niemanden überraschen. Wir befinden uns in einer Endlosschleife, in der sich immer und immer wieder die Muster wiederholen. Vielleicht sollten wir an irgendeiner Stelle den Mut haben und etwas ändern.
28. Dezember 2021
Corona